Tandemfallschirmsprung bei Prag – der Erfahrungsbericht.

Am vergangenen Sonntag war es nun endlich so weit: Ich hatte immer wieder meinen Kollegen gesagt: „Irgendwann, werde ich auch mal springen!“. Doch, dass ich wirklich so schnell über meinen Schatten gesprungen bin und direkt einen Termin vereinbart habe, überraschte selbst mich.

Leider konnte der erste Termin, welchen ich vereinbarte hatte, nicht durchgeführt werden. Das Wetter passte nicht. Aber lieber absagen, bevor dann etwas passiert. Das ist hier die Devise! „Sehr gut!“, dachte ich, denn nun habe ich noch etwas Zeit mich auf dieses Erlebnis vorzubereiten.

Denn eins ist klar: Spring erstmal aus einem Flugzeug aus einer Höhe von 4.000 Metern! Klingt echt verrückt und irgendwie ziemlich genial. Genau diese Mischung ist es, die auch unseren Job als Mitarbeiter der Erlebnisfabrik beschreibt. Immer ein Stück verrückt und anders sein! 🙂

Sonntag, 8:00 Uhr: Mein Handy klingelte, ich dachte nicht schon wieder eine Absage! Aber weit gefehlt. Unser Partnerunternehmen aus Most meldete sich direkt vom Flugplatz mit einem wunderbaren Bild des Sonnenaufgangs und man freue sich schon auf uns. Einen schöneren Start in den Tag gibt es nicht. Musik an, fertig machen und dann geht es auch schon los. Gegen Mittag startete ich gen Most. Beachten sollte man, dass hier bitte vor der Grenze noch schnell eine Tagesvignette – ca. 12,50 € (aktueller Preis)  – gekauft werden sollte. Dann geht es direkt weiter über die Autobahn und Schnellstraße nach Most zum Flugplatz.

In Most angekommen wurden wir herzlich begrüßt und man hat uns erst einmal das Gelände gezeigt. Verrückt, neben der Startbahn für die PAC (Europas bestes Flugzeug für Fallschirmsprünge) gibt es noch einen Landeplatz für die Fallschirmspringer. Natürlich sind auch ein kleines, aber durchaus feines Restaurant und sanitäre Anlagen vorhanden. Ja, selbst Duschen sind da, falls man diese benötigt.

Die Sicherheit steht an erster Stelle!

Mir war gar nicht bewusst, dass hier in Most so viel auf die Sicherheit gesetzt und geachtet wird. Unser Partner, welcher ein deutsches Unternehmen ist, erklärte mir, dass man viele Jahre nach einem guten und perfekten Standort gesucht habe, aber man leider im Raum Dresden und Umgebung keinen geeigneten Platz fand, welcher für Professionalität und Sicherheit steht. In Tschechien herrschen tatsächlich härtere Regeln als in Deutschland. So werden hier regelmäßig Gesundheitschecks der Tandemmaster vorgeschrieben und auch die Fallschirme werden hier aller zwei Jahre komplett auseinander genommen und geprüft.

Bevor dann mein Flug startete hatte ich genug Zeit, um mir die Starts und Landungen der anderen mutigen Gäste anzuschauen. Ehrlich gesagt war ich selbst schon richtig aufgeregt. Meine anfängliche Angst verflog aber sehr schnell, da man bei den Landungen der anderen genau sehen konnte, mit welcher Professionalität und Sicherheit die Tandemmaster landeten. Kein Wunder, denn hier unter den Springern sind Weltmeister vertreten. Zudem ist immer ein Arzt mit zur Stelle, sollte dann doch einmal etwas passieren. Also dachte ich mir: „Ja, da wird wohl meine Anreise viel gefährlicher gewesen sein, als das was noch vor mir steht.“

Unser Slot war nun da. Es ging zur Einweisung und Einkleidung.

Diese schicken Overalls – wer kennt sie nicht. Rein in die Kombination aus Hose und Jacke und dann wurde uns das Gurtzeug angelegt. Natürlich begrüßte und der Mitarbeiter mit den Worten: „Hey, heute ist mein erster Tag als Praktikant. Ich bin aufgeregter als ihr, also los geht’s.“ (Die Kommunikation wird in englisch geführt, deutsches Personal übersetzt aber gern, wenn dies benötigt wird.) Nach einer kurzen Einweisung war es dann auch schon gleich soweit. Übrigens, muss man sich gar nicht merken. Denn die Arbeit macht ja der Tandemmaster. 🙂

Rein ins Flugzeug und auf 4.000 Meter Höhe.

Ich stieg als letzter ein und musste auf dem Boden Platz nehmen. Ja es ist sehr eng in dem Flugzeug, aber damit kommt man klar, denn die richtige Enge und der Druck kommt am Ende. Kurz bevor man die Sprunghöhe erreicht hat, macht man sich fertig. Die Brille wird angelegt und der Tandemmaster schnallt einen entsprechend an sein eigenes Gurtzeug an. Es passte in der Tat kein Blatt mehr zwischen meinen Tandemmaster und mich. Ich robbte zur Tür und musste meine Füße nach außen strecken, direkt unter das Flugzeug. Ich dachte mir so: „Oh ist das windig, meine Schuhe!“ – Deshalb sollte man auch unbedingt einen Doppelknoten an den Schuhen verwenden – sonst findet man die Schuhe nie wieder. 🙂

Kopf hinter, festhalten und dann geht es los. Man wird nach vorn gekippt und plötzlich schaut man nach unten auf unsere Welt. Man rast, es ist laut und man benötigt einige Sekunden bis man mit der Situation klarkommt. Wie atmet man – Mund auf? Nein lieber nicht! Durch die Nase und dann schnell und kurz.

Der freie Fall dauert etwa 55 Sekunden, doch es geht alles so schnell. Man hat noch Zeit sich umzuschauen und zu genießen, denn der Tandemmaster gibt das Zeichen, dass man die Hände zur Seite nehmen kann. Genau dann überkommt einen ein Glücksgefühl. Man genießt, fühlt die Freiheit und fühlt das Leben, wie es ist – einfach großartig!

Plötzlich wird man etwas in den Gurt gedrückt, wenn der Fallschirm bei einer Höhe von 2.500 Metern gezogen wird. Jedoch tut dies nicht weh, denn die eigene Falttechnik bewirkt, dass der Fallschirm sich langsam öffnet und nicht ruckartig. Dann aber kam für mich der Moment des Schreckens! Ich wurde ausgeklinkt! Leider hat mir dies vorher niemand erzählt. Es klackte zweimal. Ich hatte Angst! Verdammt, was macht er denn hier!!?? Es war nur die untere Befestigung am Tandemmaster – oben an den Schultern bleibt man befestigt. Dadurch kann man mit dem Fallschirm besser mitschwingen.

Nach einigen Drehungen und Wendungen – irgendwie sagte man mir es waren 6 Minuten Flug mit dem Fallschirm (gefühlt waren es Sekunden.) – kam ich wieder unten an. Hier ist es wichtig, die Beine anzuheben, sodass auf dem Hintern gelandet werden kann. Dies ist vergleichbar mit einem Hinsetzen auf dem Boden. Denn hier fliegen Vollprofis! 🙂

Unten angekommen, versteht man die Welt nicht mehr.

Dieser Satz: „Ich bin sprachlos und realisiere das gerade nicht!“ Genau dieser Satz beschreibt es perfekt. Man steht unten und freut sich, aber wirklich verstehen, was da gerade alles passiert ist, kann und wird man in diesem Moment noch nicht. Auf dem Rückweg war ich sprachlos. Mein Gehirn versuchte es zu verarbeiten. Erst einige Stunden später konnte ich Familie und Freunden von meiner krassen Erfahrung berichten und es beschreiben. Die Tage danach denkt man immer wieder drüber nach. Der Moment, bei dem man einfach nur auf die Erde fällt, bleibt mir noch lange in Erinnerung.

Einen Tandemfallschirmsprung sollte jeder machen!

Natürlich muss ich jetzt sagen, dass dies jeder machen muss! Wer sich nicht traut, dem sei gesagt: Selbst der Weg auf die Toilette ist gefährlicher. Man beachte, dass sogar ein Computer in dem Schirm eingebaut ist, welcher bei Totalausfall des Tandemmasters den Rettungsschirm automatisch öffnet. Ein Aufprallen ist durch 3 Sicherheitsstufen ausgeschlossen! 🙂